Zur Geruchsbekämpfung in der Wohnung werden eine Vielzahl Produkte und Hausmittelchen angeboten. - Mit mehr oder weniger Erfolg. Erfahren Sie hier etwas über die Wirkungsweise verschiedener Methoden und Geruchsbekämpfung - Produkte.
Die meisten schlechten Gerüche entstehen, wenn Mikroorganismen organisches Material (insbesondere proteinhaltige Substanzen) zersetzen und abbauen. Unser Geruchssinn reagiert sehr sensibel auf viele der dabei entstehenden chemischen Verbindungen und schützt uns damit zu einem guten Grad zuverlässig vor Lebensmittelvergiftungen.
Allerdings riechen nicht alle Substanzen für alle Lebewesen gleich unangenehm.
Gewisse Botenstoffe in Ausscheidungen von Tieren (Katzenurin, Hundekot etc.) riechen für uns abstossend, für gewisse Tiere hingegen äusserst interessant.
Auch der Gestank nach Fäkalien oder verwesendem Fleisch ist für uns quälend eklig, Für eine Schmeiss- oder Goldfliege hingegen duften diese Substanzen vermutlich wie frisch grilliertes Hähnchen und ziehen diese von weit her an. Aus diesem Grund produzieren auch einige Pflanzen Lockstoffe für Insekten, die nach Aas, faulem Fisch oder Kot riechen. Dies zur Fortpflanzung - oder im Fall von fleischfressenden Pflanzen zur Ernährung.
Der Geruch von einem Stück gammelnden Fisch oder faulendem Fleisch wird als äusserst abstossend wahrgenommen und erfüllt uns mit Abscheu und Ekel.
Verantwortlich für das apparte Aroma sind in diesem Fall die Ptomaine 1,5-Diaminopentan bzw. Cadaverin und Putrescin, chemische Varianten (Amine) von Ammoniak (NH3) welche durch den Zerfall der Aminosäure Lysin entstanden sind. Unser Geruchszentrum nimmt diese Aromen schon in sehr geringen Konzentrationen wahr und verbindet diese schlechte Gerüche mit “ungeniessbar und giftig”.
Eine weitere für schlechte Gerüche im Haushalt verantwortliche Substanz ist Skatol - ebenfalls eine aus durch mikrobiellen Zerfall von Aminosäuren gebildete Substanz. Diese ist verantwortlich für den Geruch nach Kot oder Mist. Eine frisch benutzte Toilette, Windeleimer oder Katzenkistchen sind häufige Geruchsquellen dafür. Im Gegensatz zu den Ptomainen ist Skatol es aber wesentlich flüchtiger und mit Lüften lässt sich eine weit einfachere “biologische Geruchsbekämpfung“ durchführen. Die Geruchsschwelle liegt bei etwa 0,0005g (ca. 1/10 eines Sandkornes) pro Kubikmeter Luft.
Berühmt-berüchtigt in der Geruchsbekämpfung ist ausserdem Schwefelwasserstoff oder Dihydrogensulfit H2S. Diese in nennenswerten Konzentrationen sehr giftige Gas mit dem intensiven Geruch nach faulen Eiern bildet sich ebenfalls bei biologischen Fäulnivorgängen. Im Haushalt begegnet man Schwefelwasserstoff vrallem in gammelnden Siphons und stinkenden Wasserabläufen - insbesondere in solchen, bei denen regelmässig organische Feststoffe wie Speiseresten entsorgt werden. Dabei entsteht Faulschlamm, der zu bisweilen rätselhaften fürchterlichen Geruchsemissionen nach faulen Eiern und Gammelfisch führt. Auch bei Verdauungsvorgängen werden bisweilen geringe Mengen Schwefelwasserstoff gebildet. Wenn der Hund also wieder mal seinen Blähungen freien Lauf lässt und sein Furz gefühlt den Putz von den Wänden bröckeln lässt und die Kinder nötigt, schreiend das Zimmer zu verlassen - dann ist Schwefelwasserstoff daran (mit)beteiligt.
Kommen wir nun zu einem ganz üblen Vertreter der schlechten Gerüche und Gegenspieler unserer Geruchsbekämpfung Produkte : Buttersäure.
Buttersäure oder Butansäure ist eine einfache Fettsäure und riecht intensiv nach Erbrochenem, Käse und saurer Milch. Sie ist verantwortlich für den Gestank nach Fusschweiss und Käserinde. Gelegentlich wird sie für sog. Buttersäureanschläge missbraucht, um bei einem Gegner grösstmöglichen Schaden zu verursachen, ohne die Infrastruktur oder Gesundheit ernsthaft zu schädigen. Das Fiese an Buttersäure ist die Eigenschaft, äusserst intensiv langanhaltend zu stinken.
Buttersäure dient regulär als Rohstoff in der chemischen Industrie und wird dort hie und da für Streiche und Anschläge entwendet.
Tipp für Notfälle: Verschüttete Buttersäure niemals versuchen mit Wasser wegzuspülen. Stattdessen möglichst rasch eine Mischung aus
70% Ethanol und 30% Phosphorsäure (20-35%ig)
erstellen und auf die Flecken geben. Dabei wird die Buttersäure neutralisiert und beginnt sogar angenehm nach Ananas zu riechen
Ammoniak entsteht bei der Zersetzung von Urin und Jauche. Obwohl erst in recht hohen Dosen giftig ist die Geruchsschwelle sehr niedrig. Der stechende Geruch entsteht recht häufig in nicht fachgerecht genutzten und gereinigten Toiletten. Saugen sich Ritzen und Mörtelfugen mit Urin voll, beginnen die dann trotz regelmässiger Reinigung und Desinfektion zu riechen.
Dabei versucht man den schlechten Geruch durch einen angenehm riechenden Stoff zu maskieren und überdecken. Kaffeepulver, Pfefferminzbonbons, Zahnpasta, Teebeutel, Vicks Vapo Rub, Parfum etc. werden in die Räume mit schlechtem Geruch verbracht. Die Geruchsquelle selber wird dabei aber nicht angetastet. Der langfristige Erfolg dieser Methode ist deshalb in der Regel nicht gegeben.
Bei dieser Methode wird versucht, schlechte Gerüche durch den Einsatz oxidierender Substanzen wie Ozon oder Hydroxylradikalen bzw. singulett Sauerstoff abzubauen. Tatsächlich ist dieser Methode einigen Erfolg beschieden. Sie hat aber 2 deutliche Knackpunkte: Ozongeneratoren sollten nur von Profis bedient werden. Ansonsten drohen ernsthafte Gesundheitsschäden.
Auch werden diese Geräte nur Gerüche in der Raumluft knacken. Bei eingesickerten Flüssigkeiten z.B. in einer Leichenwohnung wird die Geruchsquelle selber aber nicht tangiert. Ausserdem schädigt Ozon Kunststoffe und viele Materialien.
Luftreiniger mit Ionisatoren und Aktivkohlefilter sind tatsächlich in der Lage, viele schlechte Gerüche aus der Luft zu absorbieren. Die Geruchsquellen selber werden aber nicht angetastet und die Geräte müssen dauerhaft laufen um ihre Wirkung zu entfalten.
Dabei werden die Geruchsmoleküle durch chemische Substanzen wie z.B. Zink-Ricinoleat gebunden und neutralisiert. Zink Ricinoleat ist eine ungiftige Substanz und wird in vielen Waschmitteln, Weichspülern und Körperpflegeprodukten benutzt. Die Wirkung ist sehr gut bei Geruchsemissionen organischer Natur wie den weiter oben beschriebenen Geruchsquellen. Bei “chemischen” Gerüchen wie Lösungsmittel, Rauch/Nikotin, Russ, Diesel, Abgasen etc. funktionieren diese chemischen Geruchsneutralisierer aber schlecht.
Die nachhaltigste Geruchsbekämpfung läuft über eine Eliminierung der Geruchsquelle. Faulschlamm in Siphons, Fehlgärungen in Septic Tanks oder auf Flächen eingesickerte Flüssigkeiten wie Urin, Müllbeutelsaft, Milch etc. werden mit Hilfe von Enzymen und/oder probiotischen Bakterien (sog. ”effektive Mikroorganismen“) abgebaut. Dies stellt eine der effektivsten und langanhaltendsten Methoden der Geruchsbekämpfung dar, braucht aber etwas Geduld. Der Abbau der Geruchsquelle ist nicht in wenigen Sekunden abgeschlossen, sondern kann Stunden bis Tage dauern.